Sehr geehrte Damen und Herren, werte Verantwortliche,
überall lesen und hören wir von Klimaschutz, Bodenversiegelung, Nachhaltigkeit und Zukunftsstrategien. In Regierungsprogrammen, örtlichen Entwicklungskonzepten und vielen Ankündigungen ist von großen Zielen und Programmen die Rede, gewaltige Summen an Steuergeldern werden für Klimaanpassungsmaßnahmen in die Hand genommen.
Spätestens in den letzten Wochen muss wohl jedem klar geworden sein, dass die Klimaerwärmung auch in Österreich, Kärnten, ja auch in Moosburg Wirkung zeigt – und zwar nicht unbedingt in Form einer höheren Anzahl an gemütlichen Bade- und Wandertagen – sondern genau so, wie uns das die Wissenschaft seit Jahrzehnten voraussagt: in vermehrten Extremwetterereignissen, wie Starkregen, Stürmen, Hagel… Unwettern in vielfältigsten Formen eben.
Was vielen nicht bewusst ist: die Kosten tragen wir ALLE, die Bevölkerung bei der Beseitigung von Schäden, die Versicherungen, die freiwilligen und staatlichen Einsatzkräfte und vor allem „die öffentliche Hand“, die ihre Kosten wiederum durch Steuereinnahmen decken muss.
Viele Maßnahmen zum Klimaschutz sind langwierig in der Umsetzung, vieles teuer, einiges kann von der Bevölkerung schwer mitgetragen werden. ABER: einiges lässt sich leicht und kostengünstig bewerkstelligen und würde auch von der einheimischen Bevölkerung begeistert aufgenommen werden:
STOPPT die fortschreitende BODENVERSIEGELUNG von wertvollem Grünund Ackerland durch INVESTOREN!
Das aktuelle Beispiel: Hotelprojekt Stallhofen / Moosburg:
Stallhofen und die Umgebung bestehen aus einem kleinstrukturierten, ländlich geprägten Siedlungsgebiet in einer ehemaligen Moor- und Sumpflandschaft. Der bestehende Golfplatz fügt sich unauffällig in die Landschaft ein, zwei Restaurants im hochpreisigen Segment leben von den Golfspielern und von Feiern, ein florierendes Gasthaus mit Gästezimmern belebt in der nahen Ortschaft Bärndorf das Dorfleben und den dazu passenden Regionaltourismus.
Im fußläufigen Bereich des geplanten Hotelkomplexes gibt es außer dem Golfplatz keine touristische Infrastruktur, keine Geschäfte, keine Bademöglichkeit, keine Promenade, lediglich ein paar schlecht markierte Wanderwege und Laufstrecken sind vorhanden.
Die Tourismushochburg Pörtschach mit ihren zahlreichen Hotelanlagen in allen Kategorien liegt nur 3 km entfernt.
Die Straßeninfrastruktur ist für den Bestand ausreichend, die einspurige Golfstraße in Richtung Feldkirchen stellt durch die zunehmende Navi-Nutzung bereits eine nervliche Herausforderung dar, die MitterteichLandesstraße entlang der Moosburger Teiche nach Moosburg und Klagenfurt kann von LKW´s und Bussen nur mühsam befahren werden. Gehsteige gibt es nur teilweise, Radwege überhaupt nicht.
Eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist nur an Schultagen und zu stark eingeschränkten Zeiten vorhanden.
Nicht nur der Bau, sondern auch der laufende Betrieb (Zubringer, Gäste, MitarbeiterInnen,…) eines Hotelkomplexes würden eine enorme Zunahme sowohl beim PKW-, vor allem aber auch LKW-Verkehr bedeuten. Dies stellt nicht nur eine enorme Belastung für die ortsansässige Bevölkerung dar, sondern wird auch laufend höhere Kosten für die Erhaltung und den Ausbau der teils unfallträchtigen Verkehrswege erfordern.
Die Sache mit dem Geld:
Wir alle brauchen Geld zum Leben, Gemeinden brauchen Geld, Regierungen brauchen Geld…… Die Marktgemeinde Moosburg besitzt seit Jahrzehnten ein 12.000 m² großes Grundstück in Stallhofen, welches lange Zeit als Sportplatz für die Bevölkerung gedient hat, seit der Errichtung des neuen Fußballplatzes in Moosburg wird dieses landwirtschaftlich genutzt und dient damit der regionalen Lebensmittelproduktion.
Jeder Gemeindebürger muss je nach Einkommen und Vermögen mit seinem Geld sorgsam umgehen, bei sinkendem Einkommen wird den meisten klar sein, dass es unumgänglich ist, zu sparen. Die Marktgemeinde Moosburg hat wie die meisten Gemeinden Schulden angehäuft und Kredite laufen, die fällig werden, trotzdem wird viel Geld in Prestigeprojekte investiert, deren Nutzen in erster Linie in ein paar Fotos und einer Pressemeldung besteht.
Viel Geld wird in Werbung gesteckt, die Moosburg als wachsenden, attraktiven Wohnort darstellen soll. In Wahrheit wurden in den letzten Jahrzehnten in Moosburg gewaltige Flächen versiegelt, Infrastruktur in entlegene Gebiete gebaut, die Bevölkerung ist aber quasi gleichgeblieben:
Moosburg hat mit Stand vom 1.1.2023 4.550 Einwohner + 500 Zweitwohnungsbesitzer (ca. 10%). Im Jahr 2001 waren es 4.462 Einwohner, also ist die Zahl der Einwohner de facto gleichgeblieben!
Dabei besitzt der Ortskern nicht einmal ein regelmäßig geöffnetes Gasthaus, kaum Geschäfte, dafür jede Menge versiegelter Flächen (Park-, Lagerplätze, etc.), die nicht oder nur wenige Tage im Jahr genutzt werden und zum Teil unansehnlich sind.
In Moosburg hat sich jetzt die „Initiative Moosburg – lebenswert“ in Form eines gemeinnützigen Vereines gebildet. Unser Ziel ist es, Anliegen der Moosburger Bevölkerung oder Teile derselben zu vertreten, sowie aktiv für die Lebensqualität und eine intakte Umwelt in der Marktgemeinde Moosburg einzutreten. Wir haben eine Petition und eine Unterschriftenaktion gegen die Bodenversiegelung durch das „Hotel Stallhofen“ gestartet und ersuchen Sie als politisch oder verwaltungstechnisch Verantwortliche, unsere Argumente in Ihre Entscheidungen miteinzubeziehen.
Stoppt die Bodenversiegelung!
Schutz vor Hochwasser und Überschwemmung
Das „Schwarze Moos“, zu dem die zur Verbauung geplante Fläche gehört, ist ein wesentlicher Rückhaltebereich für starke Niederschläge. Gesunder Boden kann bis zu 200 Liter Wasser pro m² speichern, verbaute Flächen und Asphalt nehmen nichts auf, sondern leiten alle Niederschläge sofort ab.
Bereits jetzt tritt der Stallhofener Bach regelmäßig über die Ufer und die Moosburger Teiche können das in Richtung Ortskern und weiter über die Wölfnitz nach Klagenfurt abfließende Wasser kaum puffern.
Eine weitere Verbauung von offenen Böden in diesem Bereich ist verantwortungslos, wir werden in Zukunft weitere Retentionsräume gegen Überschwemmungen brauchen, die Fläche liegt auch fast zur Gänze in der gelben Hochwasserzone!
Der von der Gemeinde zum Beschluss vorgelegte Teilbebauungsplan sieht eine Versiegelungsfläche von mehreren Tausend m² vor. Das „Anstreben von Grün-blauen Entwässerungskonzepten“ (laut Bebauungsplan) sowie „nach Möglichkeit mit sickerfähigen Oberflächenmaterialien auszuführende“ Außenanlagen (laut Bebauungsplan) sind Scheinmaßnahmen, die den tatsächlichen Abfluss der Niederschlagswässer auf angrenzende Grundstücke bzw. den Stallhofener Bach nicht verhindern können.
Der Teilbebauungsplan sieht eine Tiefgarage vor, allerdings handelt es sich bei den Flächen um ehemalige Sumpfflächen, die in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts durch händisch gegrabene Entwässerungskanäle in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt wurden. Auch ohne starke Niederschläge liegt der Grundwasserspiegel im Gebiet extrem hoch. Auch eine künstliche Eintiefung des Stallhofener Baches ist kaum möglich, da der Abfluss über die Moosburger Teiche dann nicht mehr gegeben wäre.
Humus speichert CO2
Moorige Böden speichern sehr viel CO2, daher sind sie besonders wichtig für unser Klima und schützenswert – der überwiegende Teil der zur Bebauung vorgesehenen Fläche ist Moorboden, heute wäre eine Widmung dieser Fläche für die Verbauung undenkbar, daher wäre es zukunftsweisender über eine Rückwidmung statt über eine Versiegelung nachzudenken (Prüfung nach Kärntner Raumordnungsgesetz 2021 §36 Abs.1.2).
Die Bauwirtschaft ist einer der größten CO2-Emittenten in Österreich. Für das vorliegende Projekt würden nicht nur 1 - 2 der vielzitierten Fußballfelder versiegelt, sondern aufgrund des hohen Grundwasserspiegels (Tiefgarage?) und der massiven Bauweise auch enorme Mengen des Treibhausgases freigesetzt!
Die im Teilbebauungsplan angeregte teilweise Holzfassade ist ein ökologisches Feigenblatt.
Leistbare Lebensmittel statt Betongold für Investoren
Viele Menschen kämpfen mit den ständig steigenden Lebensmittelpreisen, die Schuld wird häufig den Produzenten und dem Handel gegeben. Die zunehmende Verbauung von fruchtbaren Ackerböden trägt aber auch wesentlich zu den Preissteigerungen bei.
Es wird in Zukunft nicht möglich sein, auf immer weniger Fläche, bei gleichzeitig immer höheren Ausfällen durch klimabedingte Unwetterschäden, die Lebensmittel für unsere Bevölkerung zu erzeugen!
Aus dem Getreide, welches derzeit auf der Fläche wächst, können bei einer durchschnittlichen Ernte mindestens 8.000 kg Brot oder unglaubliche 180.000 Semmeln gebacken werden – jedes Jahr wieder!
Steuereinnahmen und Arbeitsplätze
Ein Argument für solche Projekte sind auch immer die erwarteten Steuereinnahmen für Gemeinden, Länder und den Bund.
Ja, ein florierender Tourismusbetrieb bringt Kommunalsteuer, Ortstaxe, Umsatzsteuer,…. ABER er kostet auch: Schaffung und Erhaltung von Infrastruktur (Leitungsnetz für Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Straßenbau), Beseitigung bzw. Ausgleich von Umweltschäden, Strafzahlungen an die EU wegen Nicht-Einhaltung von Klimazielen, Beseitigung zukünftiger Unwetterschäden, etc. Die Gewinne werden wieder einmal privatisiert, die Kosten sozialisiert – DAS IST POLITIK GEGEN DIE BEVÖLKERUNG!
Zahlreiche heimische Betriebe leiden unter massivem Arbeitskräftemangel, der sich aufgrund der Demographie auch nicht rasch bessern wird. Besonders in der Tourismusbranche fehlt es an Kräften, auch im nahegelegenen Pörtschach können Betten deshalb nicht vermietet werden!
Stallhofen ist kein geeigneter Standort für ein Luxushotel dieser Dimension
Wer Stallhofen ganzjährig kennt, weiß: im Winterhalbjahr häufiger Nebel, der sich in der kalten Senke bildet, im Sommer meist brütende, feuchte Hitze, weil in der Beckenlage kaum Wind weht. Die Landschaft ist durchschnittlich, Aussicht gibt es kaum, der Wörther See ist 3 km weit weg, die Moosburger Teiche sind zwar landschaftlich reizvoll, zum Baden für das angestrebte Luxus-Klientel wohl wenig geeignet.
Geplant ist ein Luxus-Hotel mit 250 Betten: das Parkhotel in Pörtschach hat 330 Betten, das Seeparkhotel in Klagenfurt ca. 142 Zimmer – das sind die Dimensionen, die uns erwarten! Ca. 100 x 90 Meter Fläche und 15 Meter Höhe (5 Stockwerke bei herkömmlicher Bauweise) entsprechen fast der 4-fachen Grundfläche und doppelten Höhe des in Moosburg neu errichteten „Mavida“-Pflegeheimes.
Die umliegenden Siedlungen bestehen aus Einfamilienhäusern mit maximal einem Obergeschoß - die Wohnblöcke in Moosburg sind 2 -3 Stockwerke hoch! Ein solcher Koloss passt weder in unsere Landschaft, noch ist ein Hotel in dieser Größenordnung und Lage wirtschaftlich zu führen.
Nutzungskonflikt mit Siedlungsgebiet – Landwirtschaft - Golfplatz
Stallhofen, Bärndorf und die bergwärts liegenden Flächen sind und werden auch weiter mit Einfamilienhäusern intensiv bebaut – meist suchen die Menschen die „Ruhe des Landlebens“. Schon jetzt geht durch sehr häufige lärmintensive Veranstaltungen in den zwei bestehenden Gaststätten (Golfrestaurant, Fischerhaus) eine von vielen Bürgern als sehr störend empfundene Lärmbelastung aus. Diese wird immer wieder erst durch Polizeieinsätze gemindert. Ein weiterer Gastronomie- bzw. Hotelbetrieb im Wohngebiet stellt sicher einen nicht vereinbaren Nutzungswiderspruch dar.
Umgekehrt starten die Mitarbeiter des Golfplatzes mit ihren lärmenden Maschinen bereits im Morgengrauen und die Abschläge der Spieler sind bis in den späten Abend weithin zu hören. Direkt angrenzende landwirtschaftliche Flächen sollen ebenfalls bewirtschaftet werden, das ist auch mit Emissionen (Staub, Lärm, Geruch) verbunden. Nutzungskonflikte sind vorprogrammiert.
Bitte denkt GRÖSSER!
Es gibt in der unmittelbaren Umgebung ausreichend Luxus- und Seminarhotels, eine Abfrage auf diversen Buchungsplattformen zeigt, dass diese selbst in der Hauptsaison und sehr kurzfristig nicht annähernd ausgebucht sind.
Und das, obwohl viele Betten aufgrund von Personalmangel gar nicht angeboten werden können!
Was wird aus dem Hotel, wenn es nicht wirtschaftlich zu führen ist – ein „lost place“ oder eine nicht widmungskonforme „Luxus-Zweitwohnsitz-Anlage“ im Grünen? Was, wenn es den Golfplatz in Stallhofen einmal nicht mehr gibt und die letzte „Attraktion“ für das Hotel wegfällt?
Gemeindeeigentum für Gemeinwohl
Die Fläche für das Hotelprojekt steht im Eigentum der Gemeinde – gehört also eigentlich ALLEN Moosburger GemeindebürgerInnen. Also sollten auch alle bei der Verwendung mitentscheiden können. Der Verkauf der Fläche ist genauso endgültig wie die Versiegelung, hier wird kurzfristiges Profitdenken wieder einmal dem zukünftigen Wohl mehrerer Generationen vorgezogen. Die wahren Gewinner sind die „großen unbekannten“ ausländischen Investoren – die Verlierer die Moosburger Bevölkerung!
Wir rufen Sie dringend dazu auf, unser Anliegen, dass die betroffene Fläche auch in Zukunft umweltverträglich und klimaschonend genutzt wird, zu unterstützen und Ihre Möglichkeiten der Einflussnahme im Sinne der Bevölkerung und der nachfolgenden Generationen zu nutzen!